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Veröffentlicht am: News

Auswendig lernen oder Verstehen?

Lebenslanges Lernen – wer sich das auf die Fahne schreibt, der ist schon mal sehr gut unterwegs, denn tatsächlich besteht unser gesamtes Leben daraus, dazu zu lernen. Forschungen haben sogar ergeben: Wer im Laufe seines Lebens eine neue Sprache lernt, der aktiviert ganz andere Hirnareale als jemand, der dies nicht tut. Und dies beugt sogar der Demenz vor – da sind sich Forscher einig. Und was für eine Landessprache gilt, das ist bei Programmiersprachen ziemlich sicher auch anwendbar. Wir befassen uns beim Programmieren mit Konzepten, müssen logisch vorgehen und das Schöne ist: Wir bekommen recht schnell eine Rückmeldung ob das, was wir gerade versuchen, richtig ist oder nicht. Der Compiler meldet sich schon, wenn etwas nicht passt.

Wie können wir uns neues Wissen aneignen?

Lernen wir etwas Neues, dann bleibt aber immer wieder die Frage: Wie können wir uns neues Wissen aneignen? Reicht es, Dinge auswendig zu lernen oder müssen wir sie auch verstehen?
Wie so oft muss die Antwort auch hier weider lauten: „Es kommt drauf an“.
Wir kennen es aus dem Biologieunterricht in der Schule. Wenn wir die Anatomie des menschlichen Körpers lernen müssen, dann hat dies sehr viel mit auswendig lernen zu tun, denn hier geht es um Begriffe, die wir den einzelnen Körperteilen zuordnen müssen. Da ist tatsächlich Fleiß gefragt. Wir müssen nicht zwangsläufig verstehen, warum die Dinge so heißen, wie sie heißen. Hilfreich ist es jedoch natürlich, wenn wir die Bedeutung der Wörter kennen, daraus können wir uns vieles herleiten. Trotzdem geht dem sicheren Umgang in diesem Bereich ein intensives Studium, ein Befassen mit der Materie, voraus. Das bleibt natürlich auch beim Verstehen nicht auf der Strecke, aber es gibt auch Themen, bei denen es vor allem wichtig (und sogar unabdingbar) ist, die Thematik im Grunde wirklich zu verstehen.

Der Vorteil dabei: Sobald „der Groschen gefallen“ ist, braucht es keinen Fleiß mehr, Dinge auswendig zu lernen. Wenn ich einmal den Zusammenhang zwischen einer mathematischen Funktion und ihren Ableitungen wirklich verstanden habe, kann ich daraus logische Schlussfolgerungen ziehen. Ich brauche theoretisch keine weitere Zeit mehr aufzuwenden, um die Materie zu verstehen, lediglich, um sie zu üben und darin sicherer zu werden.

Nun hat jeder Mensch seine bevorzugte Lernmethode. Der eine fühlt sich sicher, wenn er einfach nur fleißig sein und auswendig lernen muss, der andere kann mit auswendig lernen nichts anfangen, sondern möchte sich lieber mit Dingen befassen, die man einfach nur verstanden haben muss.
Ich persönlich gehöre (trotz meiner Vorliebe für Gedichte) eher zur zweiten Kategorie. Was aber, wenn ich nun doch einmal etwas auswendig zu lernen habe?

Was hilft beim Auswendig lernen?

Da gibt es – wie natürlich zu vermuten war – viele Wege. Ich hatte mir einmal – völlig ohne Not – zur Aufgabe gemacht, alle Bundesländer, ihre Hauptstädte, die aktuelle Regierung, sowie die Einwohnerzahl der Hauptstädte zu lernen. Dazu habe ich mir die Deutschlandkarte vorbereitet, die entsprechenden Werte überall auf der Karte vermerkt und mir davon zwanzig Versionen ausgedruckt. Daraufhin habe ich mir täglich eines der Blätter hervorgeholt und anfangs hatten meine ausgefüllten Blätter noch jede Menge Lücken. Aber ich konnte täglich den Fortschritt sehen.

Waren anfangs nur 20 Prozent überhaupt ausgefüllt, waren am Ende binnen zwei Minuten alle Daten korrekt eingetragen. Tatsächlich ist hier wieder einmal Wiederholung die Mutter des Erfolgs, wie es so schön heißt.
Muss ich ein Gedicht auswendig lernen, dann hilft es, diesen Text als Audio aufzunehmen und bei jeder sich bietenden Gelegenheit (während des Wartens auf den Bus, beim Auto fahren, beim Bügeln, …) anzuhören und zu versuchen, mitzusprechen. So habe ich auch schon elendig lange Gedichte binnen kürzester Zeit intus gehabt und konnte sie einwandfrei vortragen. Für manche ist es auch hilfreich, diese Gedichte als Lieder zu verfassen (klar, etwas aufwändiger) – aber Text verbunden mit Melodie ist ein weiterer Schlüssel zum Erfolg.
Wichtig bei all dem ist, sich täglich damit zu befassen und sich ebenso täglich seinen Fortschritt zu vergegenwärtigen, denn Motivation ist der wichtigste Motor.

„Es ist keine Schande nichts zu wissen, wohl aber, nichts lernen zu wollen.“

Platon

 

Autor: Stefan Gelhorn

Stefan Gelhorn